Was würdest Du heute anders machen als Deine Eltern?

Kindergarten-Phase Erziehung richtig hinbekommen
von Andreas

Lesezeit: ca. 10 Minuten

Wenn Du Vater wirst oder geworden bist, machst Du Dir sicher viele Gedanken darüber, wie Du Dein Kind erziehen möchtest. Du überlegst, welche Werte Du vermittelst und was Du als Elternteil vorlebst. Viele junge Eltern, so wie wir auch, haben bei ihrem ersten Kind keine genaue Vorstellung wie sie es erziehen möchten. Was meine Frau und ich wussten war, was wir nicht oder was wir anders machen möchten. In unserem Umfeld gab es bereits einige Paare mit Kindern und wir konnten dort sehen wie sie es machen und uns überlegen, ob wir es ähnlich machen würden oder nicht.

Natürlich spielt auch die eigene Kindheit eine große Rolle. Als ich selbst zum ersten Mal Vater geworden bin, habe ich viel über meine eigene Kindheit nachgedacht.

Was haben meine Eltern gemacht, wie wurde ich erzogen?

Ich habe überlegt, was ich – aus heutiger Perspektive – gut fand und was nicht. Gerade deshalb weil ich die Sachen, die ich nicht gut fand oder aus heutiger Sicht vermisste, bei meinen eigenen Kindern besser machen will.

Es ist eine natürliche Sache, dass man aus etwaigen Fehlern der eigenen Eltern lernt und versucht es besser zu machen. Damit will ich meine Eltern nicht kritisieren. Jeder macht Fehler oder macht Dinge anders als andere. Niemand ist Perfekt. Ich versuche das, was meine Eltern gut gemacht haben, mit den Dingen, die man aus meiner Sicht besser machen kann, zu kombinieren.

Mit diesem Artikel möchte ich meine Erfahrungen mit Dir austauschen und hoffe, dass Du mir Deine Meinung dazu schreibst. Was machst Du oder was würdest Du heute anders machen als Deine Eltern damals?

Ich fange mal an.

Was mache ich anders als meine Eltern

  • Zeit nehmen um mit den Kindern zu spielen: Meine Mutter war, solange bis wir Teenager waren, Hausfrau und Mutter und für uns da. Mein Vater ist Unternehmer und daher immer schon sehr eingespannt gewesen. Da er sein Büro zu Hause hatte, war er zwar immer gegenwärtig und erreichbar, jedoch in einer eher passiven Art. Meist hat unsere Mutter mit uns gespielt. Mit Papa haben wir Unternehmungen gemacht oder ihn bei seinem Hobby begleitet. Die Zeit, die ich mit meinem Vater verbracht habe war sehr schön und gerade deshalb wäre es sicher schön gewesen mehr davon zu haben. Ich möchte daher viel Zeit mit meinen Kindern verbringen und mir Zeit nehmen mit ihnen zu spielen wann immer es sich einrichten lässt. Erst danach nehme ich mir Zeit für anderes.
  • Stark auf Zahnpflege achten: Körperpflege im allgemeinen und Zahnpflege im Besonderen hat bei uns immer eine große Rolle gespielt – um Missverständnissen vorzubeugen. Wir haben immer 2x täglich Zähne geputzt. Doch im Teenageralter haben meine Eltern das Thema quasi in meine Eigenverantwortung übergeben und ich bin damit nicht gut umgegangen. Mehr Kontrolle und eventuelle Intervention hätten mir hier die eine oder andere schmerzhafte Sitzung beim Zahnarzt ersparen können. Als Vater möchte ich meinen Kindern gute Zahnpflege nicht nur vorleben sondern erklären. Ich denke, wenn sie verinnerlichen warum Zahnpflege so wichtig ist, werden sie es von sich aus tun. Ich hoffe das dies mehr Effekt hat als bloß lästige Erinnerungen an das tägliche Zähneputzen loszulassen.
  • Kindern den Umgang mit Geld beibringen: Kindern den richtigen Umgang mit Geld beizubringen ist für das weitere Leben der Kinder sehr wichtig. Sicher wurde uns damals auch beigebracht dass man sparen muss. So richtig über das Thema aufgeklärt habe ich mich nie gefühlt. Das Thema ist sehr komplex und schwierig Kindern beizubringen. Wir fangen heute schon spielerisch an in dem sie z. B. zu Weihnachten einen Kaufladen geschenkt bekommen haben. Ich lese viele Bücher zu dem Thema und versuche mich auch selbst weiterzubilden.
  • Mehr Routinen beibringen: Routinen strukturieren den Alltag und vermeiden Stress. Ich möchte meinen Kindern solche Routinen gleich zu Anfang vorleben (einer meiner Pläne für das neue Jahr) und ihnen zeigen, dass durch bestimmte Routinen das Leben einfacher wird. Etwa, dass das zeitige Aufstehen morgens weniger Hektik bedeutet, sie in Ruhe frühstücken und eventuell noch etwas spielen können, bevor sie dann zum Kindergarten oder später in die Schule müssen. Oder dass nach dem Mittagessen eine Stunde Zeit zum Ausspannen ist und sich danach direkt an die Hausaufgaben gemacht wird, um den Nachmittag frei zu haben. Solche Dinge erfordern Disziplin und einige Geduld. Ich hätte mir solch eine „Routine-Schulung“ von meinen Eltern gewünscht um etwas strukturierter zu sein.
  • Mehr auf Mode achten: Über Geschmack lässt sich nicht streiten. Vielleicht ist daher dieses Vorhaben zum Scheitern verurteilt. Meine Eltern haben damals nicht sehr darauf geachtet, dass ich modisch (im Sinne der Jugend) war und hatten wenig Verständnis für die Mode der damaligen Zeit. Das heißt ich hatte eine Frisur die den Namen nicht wert war und ich lief nicht mit der angesagten Bekleidung herum. Das heißt nicht, dass ich ein Aussenseiterleben gelebt habe. Ich war sogar bei der beliebtesten Clique der Stadt akzeptiert. Doch mein soziales Leben wäre ausbaufähig gewesen und ich denke der richtige Style hat schon damals eine wichtige Rolle gespielt. Im Laufe der letzten 20 Jahre hat sich diese Situation verschärft. Wer heute nicht die angesagten Sachen oder die tolle Justin Bieber Frisur trägt ist gleich „out„. Als Eltern will ich keinen stummen Protest gegen diese konsumorientierte Einstellung üben, in dem ich meine Kinder bewusst dem Trend entziehe. Ich möchte, dass meine Kinder den Style leben, den sie möchten auch wenn ich mir dafür in Zukunft bei der einen oder anderen Gelegenheit auf die Zunge beißen muss.
  • Mehr unternehmen: meine Eltern waren und bleiben Stubenhocker. Das meine ich nicht negativ. Sie sind schon immer lieber zu Hause gewesen als woanders. Ich kann es ihnen nicht verdenken, wir haben ein sehr schönes Elternhaus. Dennoch finde ich, Kinder müssen etwas von der Welt sehen. Nicht das wir demnächst eine Weltreise starten werden. Städtereisen, Freizeitparks, etc. Es gibt so viele Möglichkeiten mit den Kindern etwas schönes zu unternehmen und dabei einen Tapetenwechsel vorzunehmen. Gerade bei Städtereisen lernen die Kinder sehr viel über das eigenen Land und vor Ort lässt sich allerlei unternehmen.
  • Zum Sport animieren: meine Eltern halten nichts von „Vereinsmeierei„, wie sie es nennen. Die meisten Sportarten, die für Kinder interessant sind, spielen sich aber im Verein ab. Daher habe ich nie Fußball oder einen andere Sportart ausgeübt. In meinem Freundeskreis war ebenfalls niemand in einem Verein. Ich hatte wenig eigene Berührungspunkte und somit auch kein gesteigertes Interesse. Es ist also nicht so als hätten sie sich meinem Wunsch, eine Sportart auszuüben, widersetzt. Sie haben diesen Wunsch aber auch nicht gefördert. Genau das möchte ich anders machen. Ich finde es für Kinder sehr förderlich Sport zu betreiben, besonders in einer Mannschaft. Die soziale Kompetenz wird gesteigert und der kindliche Bewegungsdrang befriedigt. Wenn meine Kinder das entsprechende Alter haben sollen sie sich Hobbys suchen die ihnen Spaß machen. Ich möchte ihnen die Möglichkeit geben, in verschiedene Aktivitäten hinein zu schnuppern, um sich dann für das zu entscheiden, was ihnen am meisten Freude bereitet.

Was ich genau so machen möchte

Die Erziehung der Eltern lässt sich erst als Erwachsener mit etwas Abstand wirklich gut einschätzen. Wenn ich heute auf meine eigene Kindheit zurückblicke und die Erziehung, die ich genossen habe, auf ihre Auswirkungen auf mein heutiges Leben bewerte, können meine Eltern und ich sehr froh über die Ergebnisse sein.

Linktipp: Was kann man von Großeltern erwarten – babysitten ohne erziehen? (Tipps eines Opa)

Wie bekomme ich das mit der Erziehung richtig hin?

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Ich hatte eine schöne Kindheit und wurde von meinen Eltern mit guten Rüstzeug für die „Welt da draußen“ in die selbige geschickt. Ich will versuchen die Dinge, die ich sehr gut fand und finde, meinen Kindern zu vermitteln.

  • Gute Manieren beibringen: meine Eltern haben sehr auf gute Manieren geachtet ohne uns dabei zu „dressieren„. Ordentlich bei Tisch essen, Leuten die Hand geben – dabei in die Augen sehen und ein kleines, anerkennendes Nicken als angedeuteter Diener. All das sind Dinge, die für einige selbstverständlich sind, die meisten aber heute schon nicht mehr können. Im Geschäftsleben haben mir die guten Manieren immer sehr geholfen und ich bin oft positiv herausgestochen. Diese guten Erfahrungen bekräftigen mich darin, dass Manieren nicht altmodisch sind sondern zum guten Ton immer noch dazu gehören. Meine Frau findet zwar den guten alten Diener altmodisch doch genau solche Gesten sind es, die meinen Kindern später einmal helfen werden herauszustechen und ein positive Bild abzugeben.
  • Offenheit vorleben: wir wurden sehr offen erzogen und konnten mit allen Sorgen zu unseren Eltern kommen. Wir haben über vieles geredet. Dieses Ventil für Ängste und Sorgen zu haben, hat sehr geholfen. Klar, als Teenager hat man von dieser Möglichkeit seltener Gebrauch gemacht. Aber alleine die Sicherheit zu haben, dass man mit allem zu den Eltern kommen kann, hat sehr viel Rückhalt gegeben. Dieses offene Verhältnis will ich mit meinen Kindern ebenfalls haben. Um das zu erreichen versuchen wir eine Gesprächsroutine zu kultivieren. Bei Tisch, entweder Mittag- oder Abendessen, sitzen wir länger zusammen und reden über vieles. Auch schon heute, mit unserem zweieinhalbjährigen Sohn. Es macht ihm Spaß sich zu unterhalten und zu sehen was er mit seiner Sprache alles machen kann.
  • Liebe: wir wurden und werden sehr von unseren Eltern geliebt. Die Tatsache, dass ich dieses hier mit vollster Überzeugung schreibe zeigt, dass meine Eltern alles richtig gemacht haben. Meine Eltern haben uns immer gezeigt wie sehr sie uns lieben, durch Worte, durch Taten und natürlich auch durch Zärtlichkeiten (letzteres fanden wir als Teenager dann nicht mehr so toll). Diese Liebe schenke ich meinen Kindern. Wer Liebe kennt kann Liebe weitergeben und von wem sonst können sie es besser lernen als von den Eltern?
  • Frei entwickeln lassen: meine Eltern haben uns immer den Freiraum zur freien Entwicklung gegeben. Sie haben uns machen lassen, erkannt wo unsere Stärken liegen und uns in dieser Richtung weiter gefördert. Es gab keinen „Masterplan„. Wenn ich in der Schule das Zeug gehabt hätte das Gymnasium zu meistern, hätten sie mich dorthin geschickt. Um mir den Spaß am Lernen nicht zu nehmen und die Gefahr eines Schulwechsels, mit all den verbunden Schwierigkeiten (Verlust des Freundeskreis, etc.) zu ersparen, ging ich zur Realschule. Ich hatte die Freunde und Freundinnen, die ich wollte und konnte jeden Berufswunsch verfolgen, den ich für den richtigen hielt. Diese unvoreingenommene Art meiner Eltern und dieses Recht sich persönlich so zu entwickeln finde ich toll. Nicht selten hört man von Eltern, die versuchen durch Kinder ihre geplatzten Träume zu leben. Genau diese Unvoreingenommenheit möchte ich mir bewahren. Das ich bei so mancher zukünftigen Entscheidung oder Diskussion mir die Frage stellen werde, wie wohl meine Eltern entschieden hätten (hoffentlich kann ich sie noch lange persönlich um Rat bitten).
  • Wenig streng sein: Strenge gab es bei uns zu Hause nicht – Konsequenz, ja – aber streng waren meine Eltern nie. Ich denke, dass dies eine der wichtigsten Unterscheidungen ist. Viele Eltern denken dass es mit Strenge gleichzusetzen ist, wenn man konsequent ist. Ich möchte selbst kein strenger Vater sein vor dem die Kinder „Angst“ oder übermäßigen „Respekt“ haben sollen. Sie sollen aber schon wissen, dass ich zu dem stehe was ich sage, egal in welche Richtung.

Was machst Du anders oder was möchtest Du anders machen als Deine Eltern?

Wie Du siehst, kann ich ein positives Resümee meiner Kindheit und meiner Erziehung ziehen. Trotzdem finde ich eine ganze Reihe von Dingen, die ich anders machen möchte. Ich bin mir sicher, wenn Du darüber nachdenkst, wird Dir auch das eine oder andere einfallen, was Du anders machen würdest. Vielleicht nicht spontan sondern erst nach längerer Überlegung. Ich würde mich sehr freuen, wenn Du mir im Kommentar erzählst, was Du anders machen würdest oder vielleicht schon anders machst.

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    7 Kommentare
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    Gast
    Tobi
    9 Jahre zuvor

    Toller Artikel und interessantes Thema. Da ich bald Vater werde, habe ich schon versucht, mir dazu Gedanken zu machen. Eine Strategie konnte ich aber noch nicht entwickeln.

    Ich habe mich allerdings in vielen Punkten wiedergefunden, wie z.B. Zeit zum Spielen, Manieren oder dem frei entwickeln lassen. Bei letzterem habe ich mir aber vorgenommen meine Kinder besser aufzuklären, wie die Welt da draußen so tickt. Ich kann es meinen Eltern nicht vorwerfen, da sie es nicht besser wussten, aber ich hatte keine Ahnung wie es in der Berufswelt so aussieht. Wo verdienen die Leute gutes Geld bei geregelten Arbeitszeiten, ist ein Studium immer die beste Wahl, etc.
    Dieses Wissen hätte ich gerne früher gehabt.
    Was ich gerne genauso machen würde wie meine Eltern, aber nicht weiß, wie sie es geschafft haben mir das zu vermitteln, ist der Umgang und die Haltung zu Drogen. Ich hatte immer sehr viel Respekt, vielleicht sogar Angst vor Abhängigkeit, so dass ich damit nie mit Drogen (außer der Volksdroge Alkohol) in Berührung kam. Das wünsche ich mir auch für meine Kinder.

    Viele Grüße
    Tobi

    PS: Auch gleichgeschlechtliche Paare haben Kinder und sind somit Eltern!

    Gast
    Benni
    9 Jahre zuvor

    Sehr schöner Artikel!

    Das auf dem Bild Enkel, Vater und Opa zu sehen sind war mir sofort klar.

    Gast
    Lorelai-Lavinia
    9 Jahre zuvor

    Meinem Kindern bis zum Ende der Schulzeit das Pausenbrot schmieren, damit ich ihnen immer ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann, wenn sie die Brotdose öffnen und sie immer etwas gesundes/ausgewogenes dabei haben.

    Gast
    sy
    10 Jahre zuvor

    Das Bild zeigt ein gleichgeschlechtliches Paar, das können leider keine biologischen Eltern sein, daher für mich denkbar unzutreffend als Titelbild für einen Artikel über unsere Eltern.

    Tweets that mention Was würdest Du heute anders machen als Deine Eltern? | Papa Online -- Topsy.com
    13 Jahre zuvor

    […] This post was mentioned on Twitter by Andreas Lorenz.
    Andreas Lorenz said: Was würdest Du heute anders machen als Deine
    Eltern? http://bit.ly/eTOpSK […]

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