Warum sind die meisten Geschichten, Helden Geschichten? Stell Dir mal den neuesten Spiderman Film vor. Stell Dir vor es geht darum, wie Peter Parker vor einer Herausforderung steht und an dieser scheitert.
Das wäre realistischer. Das will aber niemand sehen.
Wir mögen Geschichten, die uns inspirieren und motivieren. Wir wollen das positive, weil von dem negativen haben wir selbst genug.
Genau dieses Muster finden wir in unserem eigenen Verhalten wieder. Wir erzählen viel häufiger Geschichten, in denen wir etwas geschafft haben. Wir berichten von Erfolgen, von Situationen die wir gemeistert haben.
Die Momente, in denen wir gescheitert sind behalten wir für uns.
Auch in den sozialen Netzwerken zeigen wir unsere schönsten Fotos, was wir gebaut haben und wohin wir tolles reisen. Ich nehme mich da mit rein. Wenn Du Dir meine Instagram Fotos anschaust, findest Du dort nur die tollen Bilder. Ich berichte gerne von positivem. Und ich denke, Du liest auch das positive lieber.
Auch das ist verständlich und menschlich. Das ist aber auch sehr schade. Meine Mutter sagte immer: „Aus Fehlern lernt man“. Dabei ist es egal, ob es Deine eigenen Fehler sind oder die Fehler anderer.
Ich möchte heute mit gutem Beispiel vorangehen und dieses Muster brechen. Natürlich läuft bei mir auch nicht alles rund. Ich könnte wahrscheinlich mehr darüber schreiben, was schiefgegangen ist, als ich schreiben kann was geklappt hat. Und dies ist mal ein Artikel darüber, was nicht glattlief.

Die dunkle Seite, die niemand sieht
Es war ein Sonntagnachmittag im April. Das Wetter war April-typisch unbeständig. Steffi musste arbeiten und ich war mit den Kindern alleine zu Hause.
Wir hatten gefrühstückt, die Kinder hatten noch etwas von ihrer Bildschirmzeit übrig und ich habe mich mit einer Tasse Kaffee an den Computer gesetzt, um meine Steuererklärung zu erledigen.
Auf einmal bricht im oberen Stockwerk die Hölle los. Ich höre Gestampfe, Türen fliegen, es wird laut.
Ein Streit scheint sich anzubahnen. Ich warte ab. Vielleicht lösen Sie es alleine.
Das war nicht etwa eine bewusste, pädagogische Entscheidung. Ich wollte fertig bekommen, was ich gerade angefangen hatte. Und ich hatte so gar keine Lust auf Streiterei.
Den Gefallen haben die mir aber leider nicht getan. Es eskalierte immer weiter und hatte sich bald zu einem stabilen Streit entwickelt. Ich unterbrach meine Arbeit, um dem Treiben oben Einhalt zu gebieten.
Auf dem Weg die Treppe hinauf wuchs mein Unmut. Ich habe mir vorgenommen, kurzen Prozess zu machen und nicht erst der Ursache auf den Grund zu gehen. Meine Zündschnur war kurz.
Oben angekommen bin ich rein in das Kinderzimmer, wo das Chaos tobte und habe mein Vorhaben von der Treppe direkt umgesetzt. Mit einer Tonlage, deutlich über Gesprächslautstärke, habe ich mich bemerkbar gemacht. Ohne zu zögern habe ich jeden in sein Zimmer geschickt.
Erstaunlicherweise hat das sofort Wirkung gezeigt. Ich dachte noch, dass das ja erstaunlich einfach und schnell ging. In Nullkommanix würde ich wieder am Rechner sitzen und meine geliebte Steuererklärung fertig machen können.
Doch auf halben Wege der Deeskalation begann, was alle Eltern fürchten. Widerworte. Eine Diskussion begann. Jeder wollte dem anderen die Schuld in die Schuhe schieben und beide fühlten sich von meiner Herangehensweise unfair behandelt.
Die Situation entwickelte sich rasch zu einem weiteren Streit und ich konnte nur durch reflexartigen Körpereinsatz die beiden davon abhalten, sich wieder ineinander zu verkeilen.
Mir wurde das zu bunt. Ich wiederholte meine Ansage, das jeder nun in seinem Zimmer bleibt mit der Konsequenz des Tages: der Ausflug für den Nachmittag ist gestrichen, genauso wie die abendlichen iPad Minuten.
Mir war so richtig der Kragen geplatzt.

Was war falsch gelaufen?
Ich denke, wir brauchen keine große Halbzeitanalyse, um zu verstehen, was falsch gelaufen ist.
Selbst gestresst in eine Situation hineinzugehen, die Deeskalation benötigt ist suboptimal – kommt aber vor.
Ich hatte gar kein Interesse, die Situation zu verstehen, sondern wollte einfach nur meine Ruhe. Auch verständlich, funktioniert aber in 9 von 10 Fällen nicht.
Zu guter Letzt war sicherlich auch das Stilmittel der Bestrafung für die Durchsetzung einer Forderung ein Stück weit Machtmissbrauch. Zumal die verhängten Sanktionen nicht im Ansatz gerechtfertigt waren.
Was habe ich daraus gelernt?
Als sich der Staub gelegt und sich die Gemüter wieder beruhigt haben, hatte ich ein ziemlich schlechtes Gewissen. Ich musste einsehen, dass ich völlig überreagiert hatte.
Es ging nur um mich. Ich wollte meine Arbeit erledigen. Ich wollte dabei meine Ruhe haben. Ich war genervt, weil auch mir Steuererklärungen keinen Spaß machen.
Ich habe mir geschworen, bei Streitigkeiten zukünftig besonnener vorzugehen und vor allem nicht mehr leichtfertig irgendwelche Konsequenzen zu verhängen.
Dir passiert so etwas auch und das ist gut so
Ich bin mir sicher, dass Dir beim Lesen dieses Artikels mindestens eine Erinnerung an eine vergleichbare Situation gekommen ist. Alles andere, würde mich sehr wundern.
Vater sein ist ein Prozess. Den beherrschst Du nicht von jetzt auf gleich perfekt und kann alles. Du machst Fehler. Je mehr Du tust, desto mehr machst Du auch falsch. Das ist eine ganz einfache Formel.

Fortschritt durch Fehler
Fehler machen niemandem Spaß. Sie gehören aber zum besser werden dazu. Wir brauchen eine neue Perspektive auf Fehler. Es ist nicht schlimm Fehler zu machen. Dass Du Fehler machst, zeigt, dass Du Dich entwickelst.
Ein Fehler ist immer erst im Nachhinein ein Fehler. Niemand geht in eine Situation und weiß – „oh, das ist ein Fehler“. Außer vielleicht an einem gemütlichen Abend mit Freunden die dritte Flasche Rotwein zu öffnen.
Gerade im Umgang mit Deinen Kindern tust Du alles aus bestem Wissen und Gewissen. Dein Verhalten ist für Dich das beste, was Du in dem Moment tun kannst.
Wenn es sich im Nachhinein als Fehler herausstellt, lernst Du daraus. Du weißt, nächstes Mal verhältst Du Dich in dieser Situation anders.
Fehler machen Dich zu einem interessanteren Ratgeber
Wenn Du alles richtig machen würdest, wärst Du langweilig. Niemand würde sich gerne mit Dir über das Vatersein unterhalten. Nichts ist schlimmer als jemand, der nur Beispiele hat, die funktioniert haben.
Wir nehmen viel häufiger Ratschläge an, die aus Fehlern entstehen. Warum? Psychologie. Wir neigen generell stärker dazu, Dinge zu tun die Schaden von uns fern halten.
Wenn Du Fehler machst, wirst Du sympathischer. Wir können uns mit Dir besser identifizieren, weil Du so bist wie wir. Wir wollen aus Deinen Fehlern lernen.
Darum hören wir Dir zu.
Je mehr wir über unsere eigenen Fehler sprechen, desto mehr profitieren wir und andere davon.
Anstatt darüber zu posten, wie toll es war mit Deinem Kind zusammen heute Morgen aufzuwachen. Erzähl doch mal einem Freund, wie hart es war, Dein Kind endlich zum Einschlafen zu bewegen. Wie Du die Nerven verloren hast.

Jeder profitiert von ein bisschen mehr Offenheit
Alleine dadurch, dass Du Deine Geschichte mit jemandem teilst, reflektierst Du ganz anders. Vielleicht fällt Dir bei der Erzählung auf einmal auf, warum Du die Nerven verloren hast.
Vielleicht gibt Dir Dein Freund einen Tipp oder Feedback, dass Du in letzter Zeit ohnehin sehr gereizt wirkst.
Oder Dein Freund lernt aus Deinen Erzählungen und ist zu Hause, bei seinen Kindern extra aufmerksam und achtet besonders darauf, nicht auch die Nerven zu verlieren.
Fehler sind nicht schlimm
Dadurch, dass wir unsere Fehler unter den Teppich kehren, machen wir sie größer als sie sind. Es sind die Leichen im Keller eines Vaters. Und wahrscheinlich haben wir alle die gleichen Leichen da unten liegen.
Durch ein offensives Umgehen mit Fehlern bekommst eine andere Einstellung dazu. Sie gehören einfach dazu, warum also nicht auch drüber reden.
Und jetzt?
Eltern sein machen wir alle irgendwann zum ersten Mal. Es gibt keinen Kurs, keine Ausbildung. Wir müssen alle da durch und aus unseren Fehlern lernen.
Das klappt besonders gut, wenn wir eine andere Einstellung zu Fehlern bekommen. Sie sind nicht schlimm, sie passieren einfach und gehören dazu.
Wenn wir über unsere Fehler reden, kommen wir damit besser klar und lernen schneller aus ihnen. Der tolle Bonus ist, dass wir anderen Vätern die Möglichkeit geben, ebenfalls aus unseren Fehlern zu lernen.
Wir müssen ja nicht alle die gleichen Fehler begehen.
Für mehr Fehlerkultur unter den Papa Bloggern habe ich ein paar tolle Papa Blogger mobilisiert auch mal über Ihre Fehler zu schreiben. Du siehst also, auch die Influencer Papas machen Fehler.
- Gregor von Casual Dad – Papas machen Fehler
- Mario von netpapa – Meine Fehler als Vater » So lernst du das Vater sein!
- Andreas von Vatersein – Fehlerfrei und makellos
So wahr. Danke für diese kleine Anekdote
Hallo Andreas,
komisch, üblicherweise beklagen sich doch alle, dass immer nur über das Schlechte berichtet wird. 😉 Nein, schon klar. Zum Thema Fehler habe ich vor kurzem etwas nettes gelesen (sinngemäss von mir „übersetzt“):
– Interviewer: „Können Sie uns das Geheimnis ihres Erfolgs verraten?“
– CEO: „Zwei Worte.“
– Interviewer: „Welche wären das?“
– CEO: „Gute Entscheidungen.“
– Interviewer: „Und wie kommt man zu guten Entscheidungen?“
– CEO: „Ein Wort.“
– Interviewer: „Ja?“
– CEO: „Erfahrung.“
– Interviewer: „Gut, und wie erlangt man die?“
– CEO: „Zwei Worte.“
– Interviewer: „Und die wären?“
– CEO: „Schlechte Entscheidungen.“
Was ich aus solchen Situationen wie du sie beschreibst auch gelernt habe, ist, dass Kinder äusserst willig sind zu verzeihen. Und wenn man sie ehrlich um Entschuldigung bittet, zeigt ihnen das, dass Fehler zu machen menschlich und nicht das zwangsläufige Ende der Geschichte ist. Es gibt ein Danach.
Viele Grüsse
Marc
Danke für Deinen Kommentar, Nico.
[…] Der Stammvater aller Papablogger – Andreas Lorenz von Papa online – kam mit der Frage rüber, welche Fehler wir Papas eigentlich machen und nie darüber reden. […]
[…] und Andreas von Papa Online hier: http://www.papa-online.com/papas-machen-fehler […]
Hallo Andreas,
interessanter Artikel. da hast Du absolut Recht mit.
Die Menschen neigen dazu immer über die schönen Dinge zu berichten, die negative gehören aber genau so dazu.
…und haben ohne Zweifel den größeren Lehreffekt
Gruß
Nico
@HerrKuhnke